Der grüne Hase

Das Ende ist da

Nach einer Woche Urlaub in Schmalfelden bin ich doch wieder froh, in Hennigsdorf zu sein.
Auf einmal stinkt die Bahn weniger, die Leute sind netter, die Tage länger und sogar die Wand in der Umkleidekabine ist sauberer als sonst. Ich bin wohl doch schon heimischer hier, als ich gedacht hätte. Aber es gibt so viele Menschen hier...

Gestern abend, Heimweg, S-Bahn. Doch irgendwie müde und erschöpft.
Was wohl die Schraube neben mir grade so denkt. Die obere der beiden Schrauben, die die Fensterscheibe festhalten.
Ihr muss ziemlich langweilig sein. Sie hat wohl schon den Höhepunkt ihres Lebens hinter sich. Ein aufregendes Leben, und jetzt siecht sie langsam vor sich hin.
Wurde aus einem Metalldraht gestanzt, Kaltumgeformt, in einer riesigen Presse. In drei Schritten? Oder vier, vielleicht sogar in fünf? War heiß, wurde wieder kalt, wurde gewaschen, verpackt, war zusammen mit vielen anderen Schrauben und wurde weit transportiert. Ging vielleicht durch viele Hände, wurde vielleicht erst woanders ein und wieder ausgeschraubt. Vielleicht auch nicht.
Und jetzt?
Jetzt hält sie die Scheibe in der S-Bahn. Aber nur zur Hälfte. Kommt in Berlin rum, und sieht doch nichts davon.
Ob die beiden Schrauben einen Konkurrenzkampf haben? Welche ist sicherer, welche ist fester?
Ober hat eine der beiden resigniert, weil sie keine Chance gegen die andere hat. Oder haben beide resigniert, denn man selbst ist ja nutzlos, es ist ja noch jemand da, der hällt.
Vielleicht sollte ich eine rausschrauben, und ihr die Welt zeigen. Diese wäre dann glücklich, und die andere hätte wieder ein sinnvolles Leben.
Wenn ihr dann mal eine einzelne Glasscheibenhalteschraube in der Bahn seht - grüßt sie von mir.